Der Insider



Besuch bei einm seltenen Baum in der Bencik-Bucht
15.07.2016

Coldwaterbay
Der sogenannte orientalische Liquid-Amber Baum hat angeblich nur hier in der Bencik-Bucht, in einigen Buchte des Fethiyegolffes und auf Rhodos die Eiszeit überstanden

Wer einmal tief in die Bucht von Bencik einläuft und im hinteren Teil - bevor es plötzlich flach wird - vor Anker geht, sieht sich auf der Westseite von großen grünen Bäumen mit ahornähnlichen Blättern umgeben. Tatsächlich aber handelt es sich um eine seltene Art des orientalischen Liquid-Amber Baumes. Kuno von Steuben, der hier in den 60er Jahren des vorigen Jahrhundert mit einem griechischen Kaik die türkische Küste erkundete, schrieb in seinem lesenswerten Buch "Leben mit Shangrila", der Liquid-Amber Baum habe nur hier in der Bencikbucht, in zwei Buchten des Fethiyegolfes und auf Rhodos die Eiszeit überstanden.

Wie er zu dieser Feststellung kam, ist nicht belegt. Jedenfalls leitet sich der botanische Name vom lateinischen Wort liquidus für flüssig und dem arabischen Wort anbar für Bernstein ab. Der Name Liquidambar bedeutet demnach flüssiger Bernstein. Der arabische Name anbar wurde zu Mittellateinisch ambar und Englisch amber, gleich Bernstein.



In Boynuzbükü im Fethiyegolf stehen ebenfalls noch einige Liquid-Amber Bäume

Eine der vielen vorkommenden Bernsteinarten stammt aus dem Harz des Liquid-Amber Baumes. Um das Harz zu "ernten", wurde die Rinde zunächst angeritzt und nach einigen Tagen der Einschnitt vertieft. Zwei Wochen später wurde das austretende Harz in Gefäßen gesammelt. "Erntezeit" war in der Regel von Mitte Juli bis Ende Oktober. Das Harz aus dem Stamm der Amberbäume, auch Storax (Styrax) genannt, wurde in der Heilkunde als entzündungshemmendes und schleimlösendes Mittel bei Erkältungen und Husten verwendet.

In der mythologischen Symbolik stand der Amberbaum allgemein für Schutz. In der Spätantike sind die Baum-Harze des Amberbaumes der Göttin Hekate zugeordnet. Die Göttin war zuständig für Hexen und Zauberkunst, für Giftpflanzen, Magie, Spuk und Totenbeschwörung. Der flüssige Baumharz der Amberbäume soll im alten Griechenland besondere Bedeutung als magisches Räuchermittel in Tempeln und heiligen Orten gehabt haben.

Anregend ist eine kleine Wanderung durch den Amberwald der Bencik-Bucht allemal. Wer ein paar Blätter mit an Bord nimmt, wird sich noch lange an dem süßlichen, vanille-artigen Duft des Amberbaum-Blattes erfreuen.