Der Insider

Oneway-Törn von Kos nach Athen mit kleiner Familiencrew
vom 16.05. bis 29.05.2009
Skipper Kay, Bordfrau Petra, Steuermannsgehilfen Alina und Melissa Kuhlen.
Dem Törn vorausgegangen war folgende Korrespondenz:


Hallo Herr Hinnerkopf,
ich habe mit meiner Familie (Frau, A-Schein mit etwa 1000 sm Erfahrungen als Bordfrau, Tochter 14, Junior-Schein, Regattasegler 470er Starnberger See) einen Törn Kos nach Athen gebucht.

Schiff: Bavaria 37 Cruiser, mit Dingi, AuBo , Autopilot, und (leider) Rollgroß etc. Zeit: 16.05. (Anreise abends) bis 29.05.09 Schiffsrückgabe bis 17 Uhr. Ich selbst habe SKS, segle seit 2000, habe 2000 sm gefahren, Saronischer Golf, Nördliche Sporaden, Ijsselmeer, Nordsee bis England und zurück, Ostsee kleine Belte etc. Da wir entspannt fahren wollen, habe ich ich grob Santorini ausgeschlossen, und eher die Richtung Samos, Mykonos, Kea, Ägina (vielleicht noch Hydra, wenn es die Zeit erlaubt) und Athen geplant. Über Vorschläge bin ich sehr dankbar.Vielen Dank für die Unterstützung und beste Grüße nach Bodrum Kay Kuhlen


Hallo Herr Kuhlen,
Ihre Strategie weiter nördlich zu halten ist im Prinzip richtig, wenn man davon ausgeht, dass der Wind auch schon um diese Jahreszeit eher nördlich als südlich kommt. Prinzip: abfallen kann man immer. Dagegen sollte es schwieriger sein gegen starken Nordwind hinauf zu kreuzen. Aber Mitte bis Ende Mai kann es auch noch mal aus Süden wehen, dann sollten Sie darauf achten nicht zu weit nach Norden zu geraten. Da Sie zwei Wochen Zeit haben können Sie es aber entspannt angehen.

Ich empfehle Ihnen sich mit irgendeinem Gerät auszustatten mit dem Sie das Wetter gut eine Woche voraus ablesen können (z.B. iphone und www.windfinder.de), so dass Sie Ihre Strategie entsprechend anpassen können.

Ihnen jetzt hier Hafentipps für die gesamte Route zu geben würde dieses Mail übermäßig strapazieren. Dafür finden Sie im aktuellen Radspieler oder bei Rod Heikell genügend Tipps. Nur so viel: seit letztem Sommer ist der ausgebaute Anleger auf Paros (Naoussa) gut geeignet für eine Nacht. Der Ort mit dem innen liegenden kleinen Fischerhafen ist auf jeden Fall einen Anleger wert. Und Naxos gegenüber hat auch einen sicheren Liegeplatz in der ausgebauten kleinen Marina. Weitere Tipps finden Sie auch im YACHT-Artikel, den ich vor zwei Jahren in den Insider gestellt habe - siehe http://www.insidersegeln.de/Yacht/Herz.html

Was mich natürlich sehr interessieren würde wäre ein kleiner Bericht über Ihre Erfahrungen in der Ägäis, den wir - wenn Sie einverstanden sind - mit ein paar Bildern und Hinweisen veröffentlichen könnten, um diese an andere Interessenten weiter zu geben.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Törn. Herzliche Grüße aus Bodrum
Insider


Hallo Herr Hinnerkopf,
wie versprochen hier also unser kleiner Törnbericht als PDF Datei. Es waren tolle 2 Wochen, mit allem, was das Seglerherz begehrt. Ich habe als Route wegen der Windverhältnisse um Amorgos und Donoussa nicht den geplanten Weg nach Norden, sondern von Katapola nach Westen über Schinoussa - Despotiko - Paros und dann Syros gewählt, aber dass können Sie ja dann lesen. Es war der beste Törn, den ich bisher gemacht habe, auch wenn ich nächstes Mal keine Bavaria mehr nehmen würde. Zu viele kleine Verarbeitungs- oder Qualitätsmängel, die ich nicht mehr haben muss (Türgriffe, Schappverschlüsse, Toilettenspülung, färbendes Teakdeck etc). Zudem bin ich mit meinen 2 Metern Körpergröße auch auf mehr Platz angewiesen (Stehhöhe und Kojenlänge), als dieses Schiff es geboten hat. Mit den Segeleigenschaften war ich allerdings zufrieden.
Mit vielen Grüßen in den Süden Kay Kuhlen

Hier nun der Bericht von Kay Kuhlen:




Samstag, 16.05. Kos
Anreise nach Kos und Übernachtung auf dem Schiff. Schwere Verpflegung (Getränke, Obst, Gemüse, Konserven etc.) war gemäß Einkaufsliste (eine Woche vorher an Vercharterer übersandt) schon an Bord gebracht. Bettwäsche, Decken und Handtücher waren reichlich und sauber vorhanden.

Sonntag, 17.05. Kos - Kalymnos
Übernahme des Schiffes dauert etwa 2 Stunden, während die Mädels noch zum Einkaufen gehen. Rollgroß wird herausgezogen, Ankerwinsch geprüft und die Yacht-Checkliste für Charterschiffe abgearbeitet. Das Toplicht war (und blieb) ohne Funktion. Es fiel auf, dass das Bimini offensichtlich nach hinten verschoben worden war, um auch den Steuerstand mit Schatten zu erfreuen. Leider war dadurch der vordere Teil so hoch gekommen, dass der Baum bei gesetztem Groß auf dem Bimini auflag und das Achterliek durchhing wie eine Banane. Das sei halt so hieß es, und konstruktionsbedingt nicht anders machbar. Ansonsten aufwändige und freundliche Einweisung in alle Instrumente, Papiere und Besonderheiten.

Gegen 11 Uhr Ablegen in sehr enger Marina (weniger als eine Schiffslänge zwischen den Moorings!) bei wenig Wind Kurs Kalymnos. Wir wählen bei NW-lichen schwachen Winden als erste Station die Bucht bei N37° 01.806' E026° 58.818. Ruhig, traumhaft leer und mit gutem Ankergrund versehen. Da noch ein weiteres Schiff dort ankert bringe ich eine Heckleine zum (flachen) Pier aus. Nikolas, der Lehrer begrüßt uns in gutem Deutsch mit dem Ruderboot und lädt uns in seine Taverne „Palionissos Paradise“ ein. Für 44EUR gibt es gutes Essen, mit einem Becherglas Ouzo für Petra. Fazit: Schöne Bucht mit teurer Taverne.

Montag, 18.05. Kalymnos - Levitha
Der zweite Segeltag beginnt bewölkt und windstill. Die Durchfahrt zwischen Kalymnos und Leros ist nur an der nördlichen Stelle möglich, wo auch ein Leuchtfeuer installiert ist. Wir motorten bei einsetzendem Nieselregen bis 3 sm vor Levitha, als der Wind auf 15 kn auffrischt. Wir klappen das Bimini zurück, setzen kurzerhand volles Zeug und ziehen noch ein paar Schleifen, bevor wir in die geschützte Bucht einlaufen.



Die Insel wird nur noch von der Familie des ehemaligen Leuchtturmwärters bewohnt, die eine kleine Taverne und Landwirtschaft betreiben. Die ostwärtige Bucht hat der älteste Sohn mit Mooringbojen versehen, für dessen Benutzung wir 7 EUR bezahlt haben. Dafür darf man 3 Tage lang hier liegen. Brot, Gemüse und Getränke kaufen wir gleich beim Versorgungsschiff ein, welches alle 2 Tage hier vorbei kommt. Die kleine Bucht füllt sich schnell und am Abend liegen schon 8 Schiffe hier. Levitha hat sich als ideale Zwischenstation auf der Linie Amorgos - Kalymnos etabliert und der Inselwirt hat die Situation gut eingeschätzt und erfolgreich umgesetzt.

Hier lernen wir Frauke und Hermann Matthies auf ihrer SY Phinoxenia, einer Catalina 36, kennen. Sie haben wir auch auf Amorgos wiedergetroffen und uns steter Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft in Rat und Tat erfreut. Einen herzlichen Gruß von dieser Stelle! Wir wollten eigentlich gleich am nächsten weiter, aber für die Region westlich des 26. Breitengrades hat Kanal 23 eine Gale-Warning für die nächsten Tage herausgegeben, wohl auch der Grund, dass sich immer mehr Schiffe einfinden, bis auch die letzte Boje belegt ist.

Dienstag, 19.05. Levitha
Abwettertag. Die Sturmwarnung ist auch am nächsten Morgen noch aktuell und so verbleiben wir auf Levitha, fahren mit dem Dingi bei schönstem Wetter in eine einsame Seitenbucht und erklimmen einen Berg mit Steinruinen und schöner Pflazenwelt. Hier ist auch Zeit, sich um die Lage des Sonnensegels zu kümmern. Ich borge mir vom Skipper der Philoxenia einen 5er Innensechskantschlüssel und verschiebe die hintere Halterung so, dass das Bimini vorne um gut 40 cm abgesenkt wird. Zwar bietet es dem Steuermann jetzt keinen Schatten mehr, das Groß kann aber nun auch mit offenem Sonnenschutz gesetzt und gut getrimmt werden. Grandiose Aussicht ist der Lohn der steilen Mühen.

Mittwoch, 20.05. Levitha - Amorgos
Der 07h Wetterbericht auf Kanal 23 verkündet für heute um Amorgos Wind aus N, später NW, mit 5-6 bft. Nach erneuter Sicherheitseinweisung, Klarmachen der Rettungswesten und Leinen sowie Sturmfestmachen des Schiffes machen wir uns im 2. Reff auf den 35 Meilen langen Schlag nach Katapola, dem im Westen gelegenen Haupthafen von Amorgos. Der Wind dreht in der Tat im Laufe des Tages auf NW und nimmt an Stärke zu. Bei 60° zum Wind segeln wir mit hohen alten Wellen aus 140°. Das Rollen gefällt der Crew gar nicht und fordert Opfer. Zumindest die Fische sind dankbar.



Bei 25 kn Wind halsen wir in die Bucht von Katapola, und rauschen in den weitläufigen Hafen. Da wir noch einen Extraschlag um die Nordspitze von Amorgos gesegelt waren, waren wir auch erst deutlich nach der Philoxenia im Hafen. Bei 20 kn Seitenwind zeigte der Skipper mir vorbildlich an, wo Kettenrichtung und Anker lagen und deutete auch Hilfe bei der Annahme der Luvleine an. Ich steckte 50 Meter Kette und bugsierte die Stelios Blue rk in die Lücke neben ihm. Zahlreiche andere Segler halfen beim Festmachen und so lagen wir nach wenigen Minuten sicher und fest. Der Ankergrund war Sand und hielt perfekt.

Donnerstag, 21.05. Amorgos
Die Starkwindwarnung für die nächsten Tage kam noch am späten Abend, störte uns aber nicht sonderlich, da wir ohnehin geplant hatten, zwei Tage auf Amorgos zu bleiben und die Insel zu erkunden. Mit dem Mietwagen (25 EUR all-inklusive) brummten wir zur verschlafenen Chora, bogen dann auf die Südseite der Insel und fuhren ein paar Kilometer zum Parkplatz vor dem Kloster. Der Anblick war schon von dort unten eindrucksvoll, schien doch das weiß getünchte Bauwerk in die Felswand geklebt zu sein. Wir lasen die Bekleidungdungshinweise am Eingangstor und machten uns bei windigen 25° C an den 336 Stufen langen Aufstieg.

Noch vor einigen Monaten hatten die vier Mönche und ihr Gehilfe Kleider für den Besuch ausgeliehen. Wer jetzt ohne lange Hosen (Männer) oder Rock Eintritt begehrte, wird abgewiesen. Wir hatten uns entsprechend gekleidet und wurden freundlich begrüßt und eingelassen. Der Gehilfe sprach Englisch, bat uns doch Platz zu nehmen und servierte uns ohne Nachfrage Süßigkeiten und einen milden Likör. Der Ausblick vom kleinen Balkon war atemberaubend…!

Der Rückweg führte uns bei starkem Wind über Serpentinen und menschenleere Dörfer, die Amorgos den Namen "Verschlafene Insel" verdienen lies. Die weißen Kämme in der Ferne verrieten immer noch Starkwind, also blieben wir auch die 2. Nacht auf der Insel und besuchten die 2. Taverne unserer Reise,
gleich vor unserem Schiff. Kosten 50 EUR für viel Speis und Trank, allerdings habe ich schon besser gegessen als dort. Nun denn. Ein toller Tag ging zu Ende.


Freitag, 22.05. Amorgos - Schinoussa
Das erste technische Problem zeigte sich, denn jedes mal, wenn wir unser Landstromkabel (einfacher Schuko-Stecker!) an die Säule steckten, knallten meine 30mA als auch die 25 Ampere Sicherung des Stromkastens an Land durch. Unglücklicherweise hingen noch 10 andere Schiffe daran und waren entsprechend begeistert. Der griechische Strom-Mann musste also häufiger als sonst die Sicherungen wieder umschalten und so verbot er uns nach 3 Versuchen schließlich wieder ans Netz zu gehen. Am nächsten Morgen kam der bestellte Elektriker und maß all Leitungen nach, erneuerte die Kabelverbindung, reinigte die Buchsen und knallte schließlich auch die Sicherungen durch. Also ohne Landstrom weiter.

Der Wind hatte nachgelassen und der 15 Uhr Wetterbericht sagte 4-5 aus N voraus, um Donoussa und Mykonos 6 und in Böen mehr. Auf Anraten eines Schweizers auf seiner Baltic 48, verließen wir Amorgos nicht nach Norden sondern nach Westen mit dem Ziel der Bucht Mirsini auf Schinoussa. Der (halbe) Wind kam wie angesagt und trieb und mit 8 kn nach Westen. Das war schönstes Segeln und erst als der Wind doch wieder ständig über 22 kn blies drehten wir nach Norden in die Bucht von Mirsini. Was für ein herrlicher Segltag!

Leider war diese Bucht nicht ganz so einsam, wie angekündigt, denn ein Frachter baggerte stundenlang irgendetwas auf unzählige Lastwagen. Gegen 23h rief man uns zu, wir sollten doch Platz machen, um dem Schiff die Ausfahrt zu ermöglichen. Um Mitternacht endlich verließ das Riesenschiff die kleine Bucht und es wurde ruhig. Wir verlegten noch schnell längsseits an die Pier und wollten uns in die Kojen hauen, als ein Mitarbeiter zu uns bedeutete, der Kahn würde gegen 5 Uhr wiederkommen. Nun, wir hatten ohnehin vor, in den Sonnenaufgang zu segeln und so standen wir um 4:30h wieder auf und verließen den ungastlichen Ort.

Samstag, 23.05. Schinoussa - Despothikos
Der Tag begann mit schwachem Wind, der die Segel nicht so recht füllen wollte und so beschlossen wir den Motor herzunehmen. Der Autopilot hatte schon gestern nur laut und widerwillig gearbeitet, da jede Backbordsteuerung die Arretierung zum Steuerrad löste, hatten wir ein Tempo gefaltet und dazwischen
getaped. Hielt zwar, wurde aber nicht leiser. Also aus das Ding und Mama ans Ruder. Nach zwei Stunden kamen sie plötzlich. Delfine! Aber nicht zwei oder drei, sondern 10, 12 vor dem Schiff und noch einmal dieselbe Anzahl rechts hinter uns. Sie sprangen zu dritt und zu viert und begleiteten uns bei langsamer Fahrt einige Minuten, bis sie wieder abdrehten. Was für ein Erlebnis!

Der Wind frischte wieder auf und mit 12-15 kn aus 60° nahmen wir unsere Fahrt mit vollen Segeln wieder auf. Despothikos ist eine kleine Insel, deren Hauptbucht eine weitläufige Einfahrt hat, die wir segelnd benutzten. Hohe Felsen begrenzen sie in Osten, während sie nach NW hin offen ist. Zwei Ausgänge für die Fahrt nach Norden und Westen scheinen zur Durchfahrt einzuladen, aber beide sind nicht ohne Tücke. Die rechte wurde soeben von einem Katamaran durchfahren, hatte gemäß meinem Rod Heikell Greek Water Pilot aber nur eine Tiefe von etwa 80 cm. Die linke Öffnung war ich mit Lot und Dingi abgefahren und obwohl es hieß, eine schmale Spur hätte 2 Meter Tiefe, kam ich nur auf etwa 1,8 Meter. Da wir etwas Welle hatte, entschied ich keine Experimente zu versuchen sondern am nächsten Tag den Weg, den wir gekommen waren, auch wieder hinaus zu nehmen. Auch wenn das drei sm Umweg sein würden.

Die Bucht als solches war grandios. Um die drei Meter Wassertiefe, türkis-blau, bis auf zwei weitere Segler niemand zu sehen. Aber zu hören. Am Ufer gab es eine, mit dem Fernglas leicht zu sehende, Taverne, die einer Party, wohl einer Hochzeit, aufspielte. Der Sound war so laut, dass wir am anderen Ende der Bucht noch jedes Wort verstanden. Bis gegen 3 Uhr etwa. Fazit: Tolle Bucht mit Pech bei der Beschallung!


Sonntag, 24.05. Despothikos - Paros
Der Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück und 20 kn Wind. Wir halsten aus der Bucht, umsegelten Despothika und kreuzten dann durch eine Enge nach Norden auf. Nach drei Stunden schönstem Segeln verließ uns der Wind und wir motorten die restlichen 10 sm nach Paros. Es war inzwischen deutlich heißer geworden. Und wir erreichten Parikia gegen 14h bei 30°. Der Wind hatte wieder zugenommen und im Hafen fanden eine Opti- und eine 470er-Regatta statt. Ein tolles Bild.

Ich steckte gut 30 Meter Kette in sandigen Grund und wir lagen sicher rk. Wir wollten noch einmal den Landstrom ausprobieren und da die Stromsäulen hier eigene Sicherungen hatten kramten wir das Kabel aus der Backskiste. Leider war kein Adapter für die 3-poligen Anschlüsse vorhanden, also gingen wir zu einem der reichlichen Yachtausstatter und kauften einen Schuko-Stecker-Adapter für 15 EUR .

Gesagt getan und nach wenigen Minuten waren die Sicherungen wieder ihrer Funktion zugeführt. Also der Reihe nach. Ich schaltete alle Abnehmer ab, die einen Schalter hatten. Ich nahm an, dass es im Grunde nur der Kühlschrank, die Ankerwinsch oder der Heißwasserboiler sein konnten. Der Kühlschrank wurde ausgeschaltet und… fump!, Sicherung trotzdem durch. Die Suche nach einem Schalter für die Ankerwinsch kostete den halben Abend, also gab ich auf und wir aßen herrlichen Schinken, Kräuterbutter, Käse, Salat und allerlei Köstlichkeiten. Per Handy hatte ich den Mini-Tankwagen angerufen und für 18h bestellt. Ich tankte nach 21 Motorstunden 31 Liter Diesel für 32 EUR , allerdings hatte ich einige dieser Stunden nur zum Aufladen der Batterien verbraucht. Einige Stunden lief der Wasserschlauch und auch meine Wassertanks waren für 3 EUR wieder gefüllt.

Montag, 25.05. Paros – Syros (Finikas)
Für den heutigen Tage lagen etwa 25 sm vor uns, also hieß es um 9h Leinen los, Anker auf und Kurs NW. Der Wind war aus N mit 12 - 15 kn angesagt und genau so verhielt es sich auch. Beschauliches, aber tolles Segeln! Nach vier Stunden erreichten wir den kleinen Hafen Finikas auf Syros. Der nette Finne zeigte uns die Mooring-Hilfsleine und wenige Minuten später lagen wir fest. Zwar war es wieder sehr heiß, aber wir erkundeten sofort die nähere Umgebung.

Die Nähe zu Athen wurde immer deutlicher, denn im Innenhafen lagen 60 und 70 Fuß Motoryachten, deren asiatisches Personal fleißig schrubbte. Bäcker und Supermarkt waren schnell gefunden und nachdem die Einkäufe verstaut waren und das Cream-Cheese-Eis verdrückt, machte ich mich an einen weiteren Landstrom-Versuch. Die Überraschung war groß, als sich an der Landstromsäule wieder ein anderer, nämlich weit dickerer, Steckertyp befand. Wieder nichts. Also geht es zum schönen Sandstrand und die Kinder plantschen im frischen Wasser. Zu kalt für Papa.

Dienstag, 26.05. Syros – Kea (Ak. Tamelos)
Der Wetterbericht beharrte auf weiterhin guten Wind mit 4-5 aus N-NW und da wir über 30 sm vor uns hatten, legten wir erneut bei aufgehender Sonne ab. Wir nahmen die Nordspitze von Kythnos ins Visier und drehten nach drei Stunden Am-Wind auf einen schnellen Halbwindkurs ab und passierten nach 32 Meilen den Leuchturm der Südspitze von Kea. Die empfohlene Badebucht Ak. Tamelos (N 37° 31.694' E 024° 16.549') ist ein Goldstück. Einsamer, hervorragender, sandiger Ankergrund auf 4-5 Metern, türkises Wasser und guter Schutz vor Meltemi sind die Zutaten für einen Seglertraum in Griechenland. Nur wenn die Superyachten der Athener High Society mit 20 Kn an der Bucht vorbeirauschen, kann es starken Schwell geben, der das Geschirr schon mal tanzen lässt. Ich erklimme eine Anhöhe und halte diesen Augenblick fest. Bei gebratenen Scampis, frischem Brot mit selbstgemachter Kräuterbutter, Salat und einem Gläschen Samos geht es in den Sonnenuntergang, der einen weiteren tollen Segeltag abschließt.

Mittwoch, 27.05. Ak. Tamelos – Kea (Hafen)
Die vorhergesagten Windstärken werden zwischen Kea und dem Festland häufig noch überschritten, hatte uns auf Amorgos der Schweizer belehrte und er sollte Recht behalten. Wir mussten genau nach Norden und Wind und Welle kamen mit 20 Kn genau daher. Auf dem schnelleren Backbordbug machten wir uns hart am Wind auf den etwa 18 sm langen Schlag, kreuzten gegenan und machten laut GPS bei sehr reichlich Wind doch nur viereinhalb Knoten FüG. Nach zwei Stunden hatten wir gegenüber Tamelos nur wenig Höhe gut gemacht, der Wind war inzwischen in Böen auf über 25 Kn angestiegen und so entschied ich mich, die Segel einzuholen und die verbleibenden 13 sm mit der Maschine zurückzulegen. So kamen wir wenigstens noch mittags an.

Wir wählten Voukari als Ankerplatz aus, kurvten einige Minuten im weitläufigen Hafenbecken und nahmen Kurs auf den Platz zwischen dem reservierten Streifen für die Boote des Tauchclubs und einem Griechen mit seiner alten Tayana. Der Frachter schirmte uns gut vor den doch 20Kn Wind ab, die auf Voukari prallten. Leider wusste eine Bavaria 46 cruiser nicht so recht wie und wo hin, so stand sie immer da, wo ich meinen Anker ausbringen wollte und erst nach weiteren Kurven und gutem Zuspruch ließ der tschechische Skipper uns alleine. Wieder 50 Meter Kette gesteckt und rk an den Pier. Der Anker hielt sicher und wir konnten den Rest des Tages für den geplanten Ausflug zum Löwenpfad nutzen.


Das Taxi zur Chora kostete 7 EUR und der Weg durch die malerische, wenn auch ziemlich verschlafen wirkende Hauptstadt war farbenfroh und schön. Den aus Granit gemeißelten Löwen von Kea entdeckten wir schon auf halbem Wege durch das Zoomobjektiv unserer Kamera. Er wird auf 600 vor Christus datiert und misst etwa 6 Meter. Mit dieser dreistündigen Wanderung ging erneut ein schöner Tag zu Ende, der mit deftiger Bordküche seinen Ausklang fand. Ach ja, da war ja noch der Landstrom. Ich hatte am Heißwasserboiler ein Kabel entdeckt, an dessen Ende ein Schuko-Stecker in einer Nasszellen-Steckdose steckte. Ich stöpselte ihn einfach aus, verband mein Landstromkabel und wir hatten tatsächlich Strom! Fast am Ende unserer Reise finden wir die Quelle unserer Landstromprobleme. Der Tank hatte geleckt, somit war wahrscheinlich das Wasser für den Masseschluss verantwortlich gewesen.

Donnerstag, 28.05. Kea (Hafen) – Kap Sounion
Die Sonne brannte schon zu früher Stunde, als wir uns auf die vorletzte Etappe der Reise machten. Bei wiederum starken Winden aus Nord mussten wir hart am Wind zuerst die Nordspitze des unbewohnten
Eilandes Makronisi umrunden, um dann abfallen und zum Kap segeln zu können.

Zwei Stunden herrlichen Segelns vergingen, als wir einem Containerschiff doch sehr nahe kamen und lieber mit einer Wende die Verhältnisse klärten. Die Höhe hatte ohnehin nicht gereicht, so dass wir noch einen kleinen Schlag NE segelten, bis wir auf Raumschotkurs einschwenkten. Der Wind nahm in dieser schmalen Stelle stark zu und da unsere Stelios Blue weder mit einem Baum noch mit einem Bullenstander ausgestattet war, mieden wir den Vorwindkurs und halsten nach Süden. Als der Windmesser bei 8 Kn FüG 25 kn Wind aus 150° anzeigte holte ich das Groß erst ganz dicht, legte mich platt vor den Wind und holte es ganz ein. Nur mit offenem Vorsegel machten wir über 7 Kn und schossen an der Marina vorbei, die eigentlich die Dusche für den heutigen Abend spenden sollte.

Weil es so schön war fuhren wir noch um das Kap herum und steuerten die Bucht gleich neben dem Poseidon Tempel an. Eine Bavaria 42 kam uns entgegen, als wir mit der Welle und ganz ruhig surften. Stark gerefft hüpfte sie Am-Wind an uns vorbei, dass einem Bange wurde. Um in die recht offene Bucht zu kommen, mussten wir auch wir wieder an den Wind und so rollte ich die Genua weg und motorte die letzte halbe Meile. Wir suchten eine Weile einen gute haltenden Ankergrund, warfen bei vier Meter Wassertiefe und erst bei 30 Metern Kette ließ ich es gut sein. Der Wind zerrte am Bug aber der Anker hielt wiederum perfekt. Am Abend flachte der Wind ab und wir wanderten auf den Poseidonberg. Der Tempel, vor allem aber der umwerfende Rundum-Blick waren einmalig schön! Und erneut blieb nach dem romantischen Sonnenuntergang nur zu sagen: Was für ein Segeltag!

Freitag, 29.05. Kap Sounion – Marina Alimos, Athen
Die letzte Etappe war so, wie man es sich vorstellt. Kein Wind, kaum Welle. Alles ruhig. Also den Motor an und schauen, dass man heil ankommt. Nach drei Motorstunden kurvten wir endlich in der Marina Alimos in Athen und suchten nach unserer Charterbasis. Ein Telefonat und wir wurden empfangen und in einen Platz eingewiesen. Leider hatte der Helfer die falsche Mooringleine angereicht. Diese jedenfalls war viel zu weit leewärts am Boden verankert und so nutzlos gegen den inzwischen aufgekommenen Seitenwind. Also wieder loswerfen, neuer Anlauf und nach 280 Seemeilen waren wir am Ziel angekommen.

Bei der Rückgabe des Schiffes wird standardmäßig ein Taucher eingesetzt und der fand ein Stück dünne Leine in der Schraube und beklagte das Fehlen der Anode an der Welle. Desweiteren hatten wir wohl mit dem Anker eine Kerbe ins Gelcoat gerammt, die umgehend repariert wurde. Inklusive Taucherstunde zur Reparatur der Anode stellte man uns 158 EUR in Rechnung, aus Kulanz und wegen der großen Entfernung von Südost nach Nordwest erließ man uns die Kosten. Es wurde uns sogar noch die Fahrt zum Flughafen bezahlt, wegen des Ärgers mit dem Landstrom und dem Autopiloten.



Statistik:
13 Tage auf dem Schiff, davon zwei Tage abgewettert. Zurückgelegte Distanz: 280 sm. Motorstunden 34,1 h, motort 76 sm, gesegelt 204 sm, Tage ohne Wind drei, 2-3 bft zwei Tage, 4-6 bft 6 Tage, über 6 bft zwei Tage. Insgesamt waren N und NW Winde vorherrschend. Kosten für Liegegebühren insgesamt 7 EUR (!), Strom 3 EUR , Wasser 3 EUR

Dank:
Neben dem guten Service und der Betreuung durch Sailpoint möchte ich auch noch anderen für Ratschläge bei der Törnplanung oder einfach hilfreiche Unterstützung danken. Insider für Revierinformationen und Klaus Remmert von Sailplan (der Skipperguide ist eine große Hilfe!) für guten SMS-Wetterbericht-Service. Melissa, Alina, Petra und Kay Kuhlen
Mai 2009 www.kaykuhlen.q2.cc