Der Insider


Den Wetterbricht nicht ernst genommen - Folge: Chaos und Strandung!


Am 30. Oktober 2263 sagte der Wetterbericht Südost 3 bis 5, später zunehmend 6 bis 7 voraus und kündigte für den nächsten Tag auf Nord drehenden Wind an. Trotzdem machte die Crew die Yacht A gegen Nachmittag in der nach Süden offenen Bucht Çiftlik Limani bei Marmaris längseits am Eisensteg mit Holzplanken fest. Männer aus dem Fanya Club Restaurant übergaben zwei Muringleinen, eine für achtern und eine für das Vorschiff. So konnte das Schiff etwas vom Steg abgehalten werden. Der Skipper brachte außerdem Vor- und Achterleine, sowie Vor- und Achterspring an den Steg. Sechs Fender sicherten das Boot zu den Eisenverstrebungen.

Wind und Schwell nahmen ständig zu. Als der erste Festmacherring am Steg abgerissen war, wurden von den Restaurantleuten die Muringleinen ausgewechselt. Vor Yacht A hatte einer weitere Yacht B mit Bug nach Westen längseits festgemacht. Zum Ausgang der Bucht nach Osten hin lagen noch drei weitere Yachten mit Heck zum Steg und Muringleinen am Bug.

Gegen 20 Uhr kam der Besitzer der Steganlage und kündigte noch mehr Wind an. Er empfahl allen Skippern dringend, den Steg unverzüglich zu verlassen. Die drei Yachten vor Bug-Muring legten problemlos ab und verholten in eine geschützte Bucht. Bei den beiden längseits liegenden Yachten A und B kam es im Laufe der folgenden Ereignisse zu Chaos und Strandung. Das Problem begann damit, dass die Restaurantleute die Leinen der Yacht B lösten und so deren Ablegemanöver einleiteten. Der Schwell hatte inzwischen erheblich zugenommen. Es war stockfinster.

Als alle Leinen einschließlich der beide Murings gelöst waren, wurde das Vorschiff nach Steuerbord vom Steg weg gedrückt. Der Rudergänger versuchte diese Richtung zu nutzen und kurz vor dem Strand auf die Buchtmitte hin zu drehen. Doch dies gelang nicht, weil der Schwell das Boot in die Muringleine der Yacht A drückte. Die Muringleine
kam beim Wendeversuch in den Propeller und blockierte die Maschine. Damit war die Yacht manöverierunfähig und wurde zum Spielball der Wellen.

Zwar konnten noch rasch zwei Heckleinen ausgebracht werden. Der Kiel wurde durch die zweite Muringleine der Yacht A festgehalten. Schiff B wurde daraufhin verlassen. Gegen 0:20 brachen beide nachträglich ausgebrachten Heckleinen und die Yacht trieb auf den Strand. Das Schiff stampfte in den Wellen und rollte in den Steinen auf und ab.

Yacht A war lag noch am Steg fest. Die Crew sprang mit Schwimmwesten ins Wasser und konnte sich an Land retten. Nach einiger Zeit rissen die Leinen dieser Yacht ebenfalls und sie trieb steuerlos auf den Strand, wo sich beide Yachten ineinander verkeilten. Der Wind war inzwischen auf 8 bis 9 gestiegen, Grundseen donnerten auf den Strand. Das Chaos war perfekt. Am nächsten Morgen bot sich im nachlassenden Seegang ein trauriges Bild: