CockpitTalk
Elkes Wintergeschichte 4 - Saisonstart auf dem Trockenen
von Elke Le Grand Bleu im April 2008



Arbeitsreiche Wochen stehen uns bevor

Vor dem Segelvergnügen muss die wohl meistgehasste Arbeit erledigt werden: neues Antifouling braucht das Unterwasserschiff. So fährt der Travellift unablässig, krant Schiffe an Land und ein paar Tage später wieder ins Wasser, das geht manchmal vom ersten Tageslicht bis in die Nacht hinein. Noch schauen wir zu, aber bald sind wir auch dran....

Am vereinbarten Tag kommt ein Mann des Kranteams zu uns, um uns ins Travelliftbecken zu lotsen. Beim Ablegen vom Schwimmsteg scheint noch die Sonne, doch Sekunden später fegt die erste Böe übers Wasser. Ein Gewitter rauscht heran, es schüttet in Strömen, hagelt sogar zwischendurch. Sofort sind wir pitschnass, es hilft aber nix, wir fahren ins Kranbecken und machen mittig fest. Der Kranführer hockt in vollem Ölzeug auf seinem Arbeitsgerät. Sein Gesicht spricht Bände, er ist genauso begeistert übers Wetter wie wir.

Als die Gurte sitzen und das Schiff langsam aus dem Wasser kommt sehen wir die Bescherung: der Bewuchs ist nach einigen Wochen in der Marina wirklich sehenswert. Das Unterwasserschiff und der Propeller samt Welle machen einem intakten Riff Konkurrenz.

(Kranteam im Nebel)("lebendiges Riff")

Noch in den Gurten hängend bekommt unsere Dicke eine "Unterbodenwäsche" verpasst. Die Profis mit den Hochdruckreinigern blasen fast den gesamten Bewuchts fort. Wir treten gern ein paar Meter beiseite, denn der Wasserdruck ist so hoch, dass die beiden Arbeiter total im Nebel stehen. Nass sind wir immer noch, denn an Bord zum Umziehen kommen wir erst, wenn das Schiff sicher aufgepallt ist.

Der Kran fährt das Schiff zu dem Metallgestell, das die Hauptlast tragen soll. Noch immer regnet es Bindfäden. Die Stützen sind fast zu kurz für unseren Tiefgang, das letzte Loch muss für den Splint herhalten. Das ganze sieht ganz schön x-beinig aus, das Kranteam guckt skeptisch. Kaum steht die ganze Chose zwischen zwei riesigen Motorbooten, schon kommen viele Baumstämme angefahren. Sage und schreibe sechs zusätzliche Stützen schlagen die Männer am Bug und am Heck, backbord und steuerbord unter den Rumpf. Das wirkt schon viel vertrauenswürdiger. Nun bekommen wir noch eine lange Leiter, die wir an unserer Badeleiter am schrägen Heck anlegen. Zwei dicke Tampen halten sie an ihrem Platz. Das ist auch nötig, denn wir müssen an den nächsten Tagen ständig die 3 1/2 Meter lange Hühnerleiter hoch- und runterklettern.

Auch beim Arbeiten geht nix, aber auch gar nix ohne Gerüst. Die 2,60 Meter Tiefgang plus ein paar Zentimeter Metallbock können wir auch mit den allerlängsten Armen nicht überwinden. So klettern wir dann Gerüst rauf, Gerüst runter, verschieben die schweren Metallteile am Rumpf entlang und schimpfen über unsere Knie, die sich nach der zigsten Klettertour partout nicht mehr beugen wollen. Dank der guten Vorarbeit beim "Kärchern" müssen wir nur noch die hartnäckigsten Seepocken per Hand abkratzen. Ansonsten sieht der Rumpf ganz gut aus. Trotzdem kostet uns das Anschleifen per Hand zwei lange Tage. Wenigstens Rasmus meint es jetzt gut mit uns, die Sonne strahlt und lässt uns kräftig schwitzen bei der harten Arbeit. Den Schleifstaub waschen wir mit Süsswasser ab, lassen den Rumpf richtig trockenen und raffen uns abends noch zum Abkleben der Wasserlinie mit Maskentape auf.


Am nächsten Morgen kann es gleich losgehen mit dem Malen. Schon zuvor haben wir ausreichend Antifouling gekauft, sechs grosse Farbeimer warten auf uns. Vier Schichten bringen wir auf, sprühen Prop und Welle mit Spezialfarbe und wechseln alle Opferanoden. Gleich nachdem wir fertig sind wird unsere Dicke wieder ins Wasser "geworfen". Wir sind heilfroh, die meistgehasste Arbeit einmal mehr hinter uns zu haben und wieder am Schwimmsteg zu liegen. Wie bequem, einfach über die Gangway an Bord gehen zu können!

Nun ist das Schiff wieder glatt und gut geschützt. Wir freuen uns schon sehr darauf, in ein paar Tagen die Leinen loszuwerfen. Segler und Yachten gehören eben auf See, nicht an Land!