Das erste Mal in die Türkei und Griechenland? Tipps für die Ausrüstung. von Andreas Fritsch 17.12.2015
Jedes Revier hat seine eigenen Regeln, auch die Ägäis. Das kann auch Spuren in den Backskisten von Eignern und den Taschen von Chartercrews hinterlassen. Man schafft Ausrüstung an, die ideal zum Revier passt, die manche Dinge erleichtert. Wir haben Skipper und Segler um ihre Tipps gebeten.
Eine der Besonderheiten der Türkei sind zum Beispiel ihre teils sehr tiefen Ankerbuchten, in denen das Ufer sehr steil abfällt. In der Kombination mit manchmal kräftigen Fallwinden, die nachts von den Bergen herunter prasseln können, eine echte Herausforderung für das Anker-Können des Skippers. Daher die Empfehlung in der Türkei viel Kette dabei zu haben, und diese auch reichlich zu stecken, denn oft sind die Wassertiefen schnell über 10, 20 Meter aufwärts. Daher:
Reichlich Kette dabei haben Viele Eigner fahren in der Türkei mit mindestens 80 Metern Kette im Kasten, 100 sind aus unserer Sicht das Optimum, mit dem man gegen selbst fieseste Stürme gefeit ist. Und: Das Eisen gut einfahren. Wichtig: Am besten ist die Kette wegen der großen Länge auch gleich mit farbigen Markierungen versehen, die es leicht ablesbar machen, wie viel Kette denn schon draussen ist. Das müssen nicht unbedingt gekaufte Kunststoff-Elemente sein, es genügen auch farbige Kabelbinder oder Farbe. Auf der „Oneway“ von Sedat Akmese wird sogar eine Ankerwinsch-Fernbedienung mit Ketten-Längenzähler gefahren ideal für kleine Crews.
Schwimmleine / Lange Landleinen Wegen des steil abfallenden Meeresgrundes machen Landleinen oft Sinn: Sie verhindern, dass das Boot über den Anker schwoit und ihn losreißt, falls der Grund mal wieder sehr steil abfällt. Mehr Platz für andere Boote bleibt in der Bucht obendrein. Wer die Landleine ausbringen will, hat es einfacher, wenn eine Schwimmleine an Bord ist, sie sinkt beim Ausschwimmen nicht auf den Grund und verhakt sich dort.
Auch sonst sollten ausreichend dimensionierte Festmacher an Bord sein. Neben 25-Meter Leinen sollte auch zwei 50 Meter Versionen vorhanden sein. Tipp: Steht eine sehr tiefe Backskiste achtern zur Verfügung, wie es manche Yachten haben, kann man dort auch ideal eine Holzverstärkung anbringen, an der Haken angeschraubt sind und diese mit den jeweiligen Leinenlängen beschriften. In diese werden die fertig aufgeschossenen Tauwerksbündel gehängt. So weiß man mit einem Griff, welche Länge welche ist, und die Bündel werden im Seegang nicht mehr durcheinander geworfen.
Anker-Haken Vor allem in griechischen Marinas erwischt einen früher oder später einmal der berüchtigte Ankersalat, da viele Boote vor Buganker liegen, die Becken zudem verwinkelt oder eng sind, und manche Nachbar-Skipper ihr Eisen nachlässig oder zu quer ausbringen. Dieses Ausrüstungsstück erleichtert das Klarieren von Ketten-Wirrwarr ungemein. Wie es funktioniert, ist hier www.insidersegeln.de/Tipps/Anker_klarieren.php erklärt. Das Teil gibt es im Zubehör-Markt. Zwei sind noch von unser Leser-Aktion übrig, wer einen haben will meldet sich per mail beim Insider.
Elektronische Seekarte auf dem Tablett/Handy Gerade auf Charteryachten immer dabei. So kann man Routen und Wegepunkte schon vor dem Törn anlegen, hat den gesegelten Track nachher im Gepäck und ist technisch auf einem guten Stand, wenn der Bordplotter z.B. unter Deck installiert wird. Achtung: Die Papierkarte nicht vergessen, in der Türkei und Griechenland haben die Apps in manchen Buchten und Häfen nicht alle Tiefen und Steine, die in den Papierkarten vorkommen!
Die besten Papier-Seekarten... ...sind ohne Frage die türkischen Sportbootkarten. In Griechenland genauso eindeutig: Die griechischen Eagle-Ray-Sportboot-Karten (siehe Bild oben). Letztere bieten obendrein sehr gute Infos zu Ansteuerungen, zeigen Fotos und geben viele nützliche Tipps. Die Tiefenangaben sind die genausten für alle griechischen Gewässer. Die recht teuren Atlanten für große Revierabschnitte sind unhandlicher und etwas umständlich in der Benutzung, dafür haben sie mehr Infos. Die Einzelkarten sind aber die beste Lösung.
Inverter 12 Volt auf 220 Volt Gerade in Griechenland hat man im Hafen oft keinen Landstrom. Ein Inverter, der über die 12-Volt-Steckdose betrieben wird, und auf 220 Volt Ladespannung transformiert, lädt vor allem die immer reichlich an Bord vorhandenen Handies, Tablett, Foto-Akkus etc. auf. Achtung: Nur benutzen, wenn die Maschine läuft, die Inverter ziehen reichlich Bordstrom!
Elektrische Zerhacker für die Toilette Umstritten bei vielen Eignern und Chartercrews, da recht laut: Es wird eine Toilette installiert, die auf Knopfdruck automatisch abpumpt und zugleich mit einem Motor-Zerhacker alles „klein“ macht, was durchgeht. Viele Charterfirmen schwören darauf, haben sie danach doch kaum noch Probleme mit verstopften Fäkalientanks. Aber sie ziehen natürlich Strom und wer nachts geht, weckt die halbe Crew auf... Geschmackssache also.
Fäkalientank In der Türkei gesetzliche Pflicht. Wer bei der Kontrolle durch die Küstenwache keine Mavi Kart an Bord hat, auf der das Absaugen in den Marinas nachgewiesen wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Also unbedingt darauf achten, dass die Karte an Bord ist.
Crocs u.ä. Sie sind optisch nicht jedermanns Sache, aber super, wenn man eine Landleine auf steinigen Felsen ausbringen will: die Gummi/Plastikschuhe, die man heutzutage bei vielen Seglern an den Füßen sieht - wasserfest und leicht zu reinigen. Selbst die Segel-Profis von der Vendee Globe tragen die Dinger, oft sogar als Bordschuhe (es gibt sie sogar mit Antirutsch Sohle...).
Bimini Im Mittelmeer als Sonnenschutz ein Muss. "Die Haut verzeiht nichts!" (Hannes Lindemann, der mit einem Klepperfaltboot den Atlantik überquerte, 50 Jahre später!)
Kopflampe
Beim nächtlichen Rückweg aus der Buschkneipe will der Weg gefunden sein, der Aussenborder angeworfen werden (Benzinhahn, Tot-Mann, Seil...), auf Boot gestiegen uvm. Taschenlampen gehen natürlich auch, aber Kopflampen sind einfach ideal, auch zum Kramen in tiefen Backskisten, wenn keine Hand frei ist. Am besten eine mit zuschaltbaren Rotlicht. Dann taugt sie auch gleich für die Nachtfahrt... Alternativ auch bewährt: Taschenlampen-Funktion neuerer iPhones und Android-Geräte (ab Android-Version 5.0). Wer ein altes Gerät hat, lädt sich eine der vielen Taschenlampen-Apps.
Fest installierter Bullenstander Das Segeln im Meltemi und mit mal weniger erfahrenen Gästen an Bord macht den Schutz vor einer Patenthalse mit anschließender Baumsense durchs Cockpit sehr empfehlenswert. Die entsprechenden Vorrichtung ist bereits am Baum angeschlagen und kann so jederzeit schnell und unkompliziert eingesetzt werden.
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