Der Insider


Türkischer Honig: Eine Woche Bodrum - Göcek
Für Leute, die wenig Zeit haben und trotzdem viel segeln und sehen wollen



Einer der schönsten Kurse an der türkischen Küste ist die Route von Bodrum-Turgutreis über Marmaris nach Göcek. Diese Oneway-Route hat den Vorzug, dass man nicht nach halber Strecke umkehren muss, um den Ausgangshafen am Ende des Törns wieder zu erreichen, one-way bedeutet, dass man ein doppelt so langes Küstenstück absegeln kann, ohne die gleichen Plätze zweimal anlaufen zu müssen.

Der Ausgangshafen für den Törn ist die Milta Marina in Bodrum. Hier bietet die Charterbasis von Pupa-Yachting gut gewartete Yachten zur Verfügung. Da Hafenmeister, Passpolizei und Zoll nahe stationiert sind, lassen sich von hier aus auch Routen zu den griechischen Inseln problemlos arrangieren, die Behördenabwicklung übernimmt die Basis.

Der Kurs der ersten Segeltage führt uns nach Südosten in den Naturschutzgolf Gökova, in dem es weder Städte noch Hotels gibt. Der Golf schneidet 60 Seemeilen tief ins Land und bietet nichts außer Natur pur, idyllische Buchten mit Bäumen bis zum Wasser, Holzstegen an denen man sein Boot festmachen kann und einfache Tavernen mit Brunnen zur Wasserversorgung und einfacher, aber guter türkischer Küche. Weit hinten im Golf liegt die Insel der Kleopatra mit dem berühmten Korallenstrand, den Mark Anton vom Roten Meer auf Kamelrücken und in Schiffbäuchen herbeischaffen ließ, um ihn seiner Kleopatra als Hochzeitsgabe vor die Füße zu schütten. Ein kleines antikes Theater, in dem Olivenbäume zwischen den Zuschauerreihen stehen, gibt es zu entdecken.

Am südlichen Einfahrtskap in den Golf liegt das antike Knidos, 25 sm südwestlich von Bodrum. Am Spätnachmittag umrunden wir das hohe Kap mit dem Leuchtturm, ein letzter Blick zurück in den Golf, dann schlüpfen wir um die antike Mole in den alten Hafen. Im Licht des beginnenden Abends besichtigen wir die Ruinenreste der alten Stadt, insbesondere den Platz, wo der Tempel der Aphrodite stand, der schon vor mehr als 2.000 Jahren seefahrende Touristen anlockte. Aphrodite war in der griechischen Mythologie wegen ihres unseriösen Liebeswandels bekannt. Nachdem sie ihrem Ehemann, dem Waffenschmied Hephaistos, wenig abgewinnen konnte, wandte sie sich um so gründlicher anderen Liebhabern zu: Ares, Dionysos, Poseidon, Hermes und dem prächtigen Adonis. Das schönste Bildnis, das von ihr angefertigt wurde (unbekleidet, in weißem Marmor), stand hier in einem ihr geweihten Rundtempel über Knidos. Leider ist die Statue verschwunden, eine Kopie steht im Louvre in Paris.

Am nächsten Tag setzen wir den Kurs auf die Südwestecke von Symi (griechische Insel) ab. Wer will kann dieser zauberhaften Insel einen Besuch abstatten, sollte vorher aber in Datca ausklarieren. Symi ist eine alte Seefahrer- und Schwammtaucherinsel, die Jahrhunderte lang unter türkischer Herrschaft stand und später an die Italiener überging. Ockerfarbene alte Kapitänshäuser rund um den Hafenhügel locken mit versteckten Tavernen und geheimnisvollen Läden.

Bozukkale heißt kaputte Burg und liegt Symi gegenüber am türkischen Festland. Die Einfahrt ist erst zu erkennen, wenn man kurz davor steht: eine kyklopische Steinmauer dient als Orientierungshilfe. In der Bucht gibt einige Holzstege mit Murings zum Festmachen und die urigsten (aber nicht billigsten) "Spelunken" der Gegend. Unbedingt wagen, die Atmosphäre ist wie bei den Raubfischern von Hellas. Tagesfrischer Fisch, ein paar Vorspeisen, selbstgebackenes Holzofenbrot und den Versuch der Frauen, bei Geigenmusik und Trommelgewumm, noch ein paar Extralira mit Tüchern, Bändern, Mandeln, Thymianhonig und Basilikum aus den Bergen zu verdienen – das ist alles, aber es ist mehr als genug.

Jetzt heißt das Tagesziel Marmaris. Es geht früh los - zuerst unter Motor. Mit einsetzendem Westwind rollen wir die Segel auf und rauschen vor dem Wind durch die Straße von Rhodos. Die Insel liegt südlich, das türkische Festland nördlich. Am Nachmittag kreuzen wir durch die Passage zwischen Keci Adasi (Ziegeninsel) und Yildiz Adasi (Sterneninsel) in die Marmaris-Bay. Der aufregender, weil betriebsamer Platz zum Anlegen ist die Yacht-Marina mit dem dazu gehörende Pupa-Steg. Die Anlage ist eine willkommene Alternative für alle, die keine Lust auf den Trubel der Netsel-Marina in Marmaris haben. Das angenehme an der Marina
ist die natürliche Klimaanlage durch den Wind, der die weite Bucht See her auf die Stege weht und um bis zu 4-5° kühlere Temperaturen im Vergleich zu Marmaris bringt.

40 Yachten können am Schwimmsteg mit Murings festmachen. Die Steganlage hat Strom- und Wasseranschlüsse, Diesel, Schmutzwasser-Entsorgung, WC/Duschen. Die Liegeplätze sind geräumig - man kann problemlos an- und ablegen; notfalls sind die freundlichen Mitarbeiter der PUPA Basis immer zur Stelle. Das Pupa Yacht-Office liegt ganz nah am Strand und ist rund um die Uhr an 7 Tagen in der Woche geöffnet. Eine komplette Service-Crew ist ständig bereit. Ob es um mechanische Arbeiten am Boot geht, um Motorservice, Segelreparatur oder Elektronik: alle Probleme werden schnell und zuverlässig gelöst. Auf Wunsch übernimmt die Station auch den Proviant-Einkauf, besorgt den aktuellsten Wetterbericht und organisiert den Transfer und die Flugbestätigung. Ahmet Sarikaya, der Chef der Station, ist ein freundlicher und erfahrener Stationsleiter, der perfekt Deutsch spricht.

Zur Marina gehört ein eigener Strand, ein Restaurant mit Bar und Spezialitätenküche sowie ein 20 Zimmer-Hotel. Idyllisch ist die Gartenterrasse. Hier wird hervorragende türkische Küche serviert und jeden Abend ein Barbecue. Zum 4 km entfernten Einkaufszentrum in Marmaris besteht Dolmus- und Taxi-Verbindung. Die Anlage bietet sich für längeren Aufenthalt in angenehmer Umgebung oder für einen Zwischenstop zu einem guten Abendessen an. Oder als Ausgangs- bzw. Zwischenstation für einen Oneway-Törn.

Von Ekincik, dem nächsten Ziel, geht es mit einem der flachgehenden Flussboot der Ekincik Kooperative dieselmotortuckernd und zuckelnd an der felsigen Küste entlang und über die Flussbarre durch die Schilffelder des Dalyanflusses. Dieser Ausflug (bei dem die Yacht in Ekincik vor Anker liegen bleibt) zur antiken Stadt Kaunos, zu den lykischen Felsgräbern an der Felswand über dem Flussufer, zum Dorf Dalyanköy und zum Baden im Süßwassersee, ist einer der Höhepunkte dieses Oneway-Törns. Am Nachmittag, wenn der Wind zunimmt, segeln wir weiter in den Fethiye Golf, "dem Revier der Reviere". Hier eine schöne Bucht, da eine noch schönere, hier der bessere Schnorchelgrund, dort stehen die Pinien noch dichter am Ufer – es ist unglaublich wie schön und einmalig es in diesem grünen Golf ist.

Mit etwas Windglück schaffen wir es direkt bis Göcek. Wenn nicht, ankern wir in der zahlreichen Buchten. Hier sind wir in einer Gegend, in der wir gut und gerne zwei Wochen herumabenteuern könnten, ohne dass es langweilig würde. Vor allem mit Kindern ist der Golf von Fethiye ein ideales Entdeckungsrevier: kurze Tagesstrecken und um jede Ecke eine neue Bucht, die viele "Oh's und "Ah's" auslösen. Einen dieser Ankerplätze haben wir vor Jahren "Karl-May-Bucht" getauft, weil es hier Felsen und schluchtähnliche Einschnitte gibt wie in Arizona.

In Göcek machen wir an der Pier der Pupa-Station fest und werden von den freundlichen Mitarbeitern begrüßt, denen wir nach einer entspannten Oneway-Woche unser Boot zurückgeben und dafür gute Tipps für den Einkauf von typischen Mitbringseln und für ein gutes Restaurant zum Törnabschluss bekommen. Wir sind froh, dass wir uns für einen Oneway-Törn entschieden haben, denn so konnten wir weitaus mehr von diesem traumhaften Revier kennen lernen. Erleichtert hat uns die Entscheidung die Möglichkeit über unseren Veranstalter in Deutschland einen Gabelflug zu buchen: Hinflug nach Bodrum, Rückflug von Dalaman; Göcek liegt nur eine halbe Transferstunde von Dalaman entfernt. Die Yacht war die ONEWAY - eine speziell auf Oneway-Törns ausgerichtete Sun Odyssey 49, die von Sedat Akmese betreut wird. Infos: www.oneway-segeln.de