Der Insider





Wo die Ruinen locken: Die Insel Gemiler

Beliebtestes Ziel vor Fethiye ist das Revier rund um die Insel Gemiler (Nikolaus-Insel) bei Ölüdeniz. Hier hat man vier Ankerplätze zur Wahl: 1. Hinter dem Ruinen-Inselchen Karacaören. 2. Bei "Robinson" (kleine runde Bucht gleich westlich von den rostroten Klippen, 500 m nordwestlich des Westkaps von Gemiler Adasi). 3. Im Kanal zwischen Gemiler und dem Festland. Und 4. im Bestas Limani, einer Nische in der tief nach Norden einschneidenden Bucht nordöstlich der Gemiler Insel. An hochsommerlichen August-Tagen ist im Kanal von Gemiler Adasi (Ankerplatz 3) oft kein freier Anlegeplatz zu finden. Burschen aus den Restaurants der Robinson-Bucht bieten Leinenhilfe an. Wer das Bedürfnis hat zu wandern, kann von Bestas Limani (Platz 4), eine Bergtour zum verlassenen Griechendorf Kayaköy machen (eine knappe Stunde). Allerdings bekommt der Wirt des Restaurants in Bestas Limani die gelbe Karte, weil er mit seinem Speedboot röhrend zwischen den ankernden Yachten herumbrettert und nicht nur akustisch stört, sondern auch für Schwimmer gefährlich manövriert.

Vorsicht: Die im Kanal zwischen Gemiler-Insel und Festland hin und her flitzenden Motorboote sind gefährlich. Sie kommen als Leinenhelfer, "Bananen"-Schlepper oder als "fliegende" Händler und bieten Gemüse, Obst, Brot und sogar Gözleme = türkisches Fladengebäck mit Käsefüllung, frisch auf auf offener Flamme von der Frau des Steuermanns gebacken an. Bei ihrem Versuch schneller zu sein als die Konkurrenz, drehen sie voll auf, machen einen ohrenschmerzenden Lärm und gefährden jeden, der im Wasser schwimmt. Hier wurden schon Schwimmer verletzt, die zwischen den ankernden Gulets und Yachten im Wasser waren. Leider hat dieses Rowdytum keinerlei Konsequenzen. Panorama: klick

Auf der Gemiler-Insel liegen eine Vielzahl der Ruinen unter Wasser. Die Insel liegt im östlichen Teil der Fethiye-Bucht und im Hinterland von Ölüdeniz. In den Seekarten des Mittelalters wird davon gesprochen, dass sich auf dem Gipfel der Insel eine dem Heiligen Nicholaus gewidmete Kirche befindet. Wegen dieser Widmung erhielt die Insel im Mittelalter den Namen Aya Nikola. Es kam zu einem regelrechten Boom von Pilgerfahrten von Europa und Konstantinopel zu den heiligen Stätten in Palästina. Im Mittelalter, wo Landreisen gefährlich und beschwerlich waren, wurden Seefahrten bevorzugt. Dort wo sichere Häfen waren, entstanden Raststationen mit Kirchen für die Pilger. Auch die Gemiler-Insel entwickelte sich zu solch einer Zwischenstation für Pilgerreisende.

Die Form der Insel in ihrer Ost-West-Ausrichtung erinnert an einen Dinosaurier, der seinen Kopf auf die Beine gelegt hat. Steht man oben auf der höchsten Stelle und schaut nach Osten (Bild oben), kann man sich vorstellen auf der Brücke eines Schiffes zu stehen. Der Name Gemiler bedeutet Schiffe - vielleicht deshalb. Die steile Südseite der Insel ist eine natürliche Festung. Dagegen erstreckt sich der nördliche Teil mit einer angenehmen Neigung zum Meer. Am nördlichen Kamm befinden sich in der Ost-West-Ausrichtung Reste von Festungsmauern, welche die Insel umranden.

Ein Großteil der Anlegeplätze, Landungsbrücken, Speicher und Lagerstätten sank durch die vielen Erdbeben und liegt heute unter dem Meeresspiegel. Auf der Insel befinden sich verschiedene Reste einer mittelalterlichen Stadt. Vier große Kirchen und ein Galeriegang, der die Gipfel-Kirche St.Nicholaus mit der Ostkirche verbindet, sind die herausragenden Ruinen. Neben den Wohnsiedlungen bilden die Grabdenkmäler, Zisternen und Vorratsspeicher definierbare Baugruppen. Die Bauten werden größtenteils auf das 5. bis 6. Jh. n. Chr. datiert.

Die Westkirche liegt unmittelbar auf der Südseite des Eingangskiosk wo das Eintrittsgeld kassiert wird. Bis auf die Fundamente des Altar- und Weihbereichs ist sie vom Meer restlos verschlungen. Die zweite Kirche ist am Pfad, der auf der Westseite zum Gipfel führt, an den Hang gebaut. Ihr auf der Ostseite liegender Altarraum mit der Halbkuppel darüber sind heute noch zu sehen. Die Kirche, die sich auf der Ostseite der Insel befindet, ist vollständig zerstört. An ihren Ruinen kann man jedoch die Form ihres Grundrisses erkennen. Jenseits der Ostkirche liegt ein weites Friedhofsgelände (Nekropole) mit seinen Grabmälern.

Die Gipfelkirche St. Nicholaus ist das herausragendste Bauwerk der Insel. Die Binnenvorhalle (Narthex) und ein Teil des Hauptraums sind aus dem Felsen gehauen. Der Innenraum ist in drei Bereiche aufgeteilt. Auf der östlichen Seite befindet sich halbkreisförmig mit einigen Stufen der Synthronon als Sitzbereich der Mönche. Die Sockel des davor befindlichen Templons und des Altars sowie ein Teil der Mosaikfläche am Boden sind bei Gemeinschaftausgrabungen des Fethiye Museums und der Japanischen Archeologengruppe zum Vorschein gekommen. Die ausgegrabene Mosaikfläche zeigt geometrische Muster und mythologisch-religiöse Darstellungen auf. Hier heißt es in einer Inschrift, dass der Lohn für die Verlegung der Mosaiken von einem mazedonischen Juwelier bezahlt wurde. Ein Teil der Mosaiken sind zerstört, da der Ort nach Einsturz der Kirche als Friedhof genutzt wurde.

Ausgrabungen an der St. Nicholaus Kirche ergaben, dass das Bauwerk infolge eines Großbrandes eingestürzt war. Da bei den Ausgrabungen außer ein paar Nägeln keine anderen Metallgegenstände gefunden wurden, geht man davon aus, dass vor dem Brand eine Plünderung stattfand. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die Kirche im 7. Jh.n.Chr. von arabischen Raubzüglern in Kleinasien zerstört, wonach sich die Inselbewohner ins Landesinnere zurückzogen. Nachdem sich das byzantinische Reich im 11. Jh.n.Chr. wieder erholt hatte, versuchte eine kleinere Gemeinde, den vergangenen Glanz der Insel wieder auferstehen zu lassen. Diese Bemühungen blieben jedoch vergeblich.

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