Der Insider
Hilft das: Absaugstationen und Buchtenverbot?
28.10.2009


Der Golf von Fethiye ist eines der schönsten Segelreviere im Mittelmeer, ja, mancher Weltumsegler erklärt sogar enthusiastisch, dass er kaum etwas Schöneres unterwegs gesehen habe. Der wunderbar geschützte Golf ist eine binnenseeartige, reich zerklüftete große Bucht, eingerahmt von Bergen, die zwischen 1.000 und 1.900 Metern erreichen und im späten Frühling noch einen Hauch von Schnee tragen. Unzählinge Ankerplätze, von denen keiner dem anderen gleicht, sind in diesem Golf zu entdecken. Fotomotiv liegt an Fotomotiv. Hier stürzt dichter Kiefernwald wie ein Wasserfall herab, dort wachsen Olivenbäume auf sanften Hügeln. Lykische Felsgräber sind zu sehen, Quellen sprudeln frisch und köstlich, ein Hain von Weihrauchbäumen umgibt eine Bachmündung. In den meisten Buchten ist das Wasser kristallklar und für jede Wetterlage lässt sich ein sicherer Schlupfwinkel für die Yacht finden, schwärmt Gerhard Schimpf, Mitsegler auf der ONEWAY und nostalgischer Revierkenner in seinem Logbuch.

So war es jedenfalls bisher.

Seit diesem Sommer ist jedoch nicht zu übersehen, dass die Wasserqualität durch die vielen Schiffe, die im Golf von Fethiye unterwegs sind, leidet. Die Bezirksregierung in Mugla hat dies erkannt und ein Programm zur Verbesserung der Situation entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Pflicht zum Einbau von Grauwassertanks in Gulets, Tagesausflugsboote und Yachten. Diese Tanks sollen in den Häfen Göcek und Fethiye abgesaugt werden. An Absaugstationen wird gebaut.

In der Hauptsaison laufen täglich Flotten von bis zu 120 Ausflugsbooten aus Fethiye und 30 aus Göcek aus. Über 20.000 Schiffsbewegungen seien pro Jahr im Golf gezählt worden. Allein in Göcek liegen über tausend Boote, Yachten und Gulets im Hafen und den Marinas.


Verklapptes Duschwasser von großer Gulet... leider kein Einzelfall: klick

In einer kurzfristig angeordneten Maßnahme hatte der Gouverneur von Mugla im August verkündet, dass Tagesausflugsboote, nur noch 5 vorgegebene Buchten statt 12 wie bisher anlaufen dürften. Dieser Beschluss führte zu einer großangelegten Protestaktion der Bootsbesitzer, die um ihre Existenz fürchten. Der Bürgermeister von Fethiye stellte sich auf ihre Seite und verkündete, man könne nicht einzelnen Gruppen den Zugang zu den Buchten verbieten - das sei gegen das Gesetz. Wörtlich sagte er: "Die Schönheiten unseres Landes können wir nicht willkürlich den einen anbieten und den anderen verwehren". Es müsse eine grundsätzliche Regel gefunden werden, um die Gewässer im Golf von Fethiye zu schützen.

Der Bürgermeister von Göcek erklärte, zuerst müsse das Müllproblem gelöst werden. In einem Jahr, wenn die Einrichtungen für die Müll- und Grauwasser-Entsorgung fertig sind, werde man weitere konkrete Maßnahmen einleiten. Man dürfe allerdings nicht die Meinung der Bootsbesitzer unberücksichtigt lassen. "Wir wollen, dass man auch in Zukunft noch von der natürlichen Schönheit von Göcek und seinen Buchten sprechen wird."

Wie all die gut gemeinten Ansätze und Ideen praktisch umgesetzt werden sollen, ist noch ziemlich unklar. Fest steht, dass dringend etwas unternommen werden muss.
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