Der Insider

Santorin: Marina Vlychadia und die Liegeplatz-Alternativen
25.05.2015


Yacht vor dem Ort Oia an der Nordseite der Bucht

Santorin gehört zu den schönsten und spektakulärsten Inseln der Kykladen. Wie hingemalt wirken die weißen Häuser auf der steilen, zerklüfteten Krater-Insel, die eine gewaltige Vulkan-Eruption vor Jahrtausenden sprengte. Nahezu senkrecht ragen die Ufer auf, das mal schwarze, mal eisenrote, mal pechschwarze Gestein sorgt für einen schönen Kontrast. Oben in den Gewirr der gassen hat man einen atemberaubend schönen Blick auf den geborstenen Krater, die Stadt und das Meer.

Beliebt ist die Inseln nicht nur bei Seglern, auch hunderttausende Touristen kommen per Flugzeug und vor allem Kreuzfahrtschiff auf die Insel. Der Massentourismus macht den Besuch manchmal anstregend (Tipp: sehr früh morgens gleich nach dem Sonnenaufgang los und abends nach 17 Uhr, wenn die Kreuzfahrtschiffe ablegen!), doch lohnen tut er fast immer. Mir ist noch kein Crewmitglied untergekommen, dass nicht begeistert war.

Aber: Das liegen mit der Yacht dort ist kompliziert. Der Grund ist steinig, mit Felsbrocken übersät und meist sehr tief. Ausweg schien lange Zeit die kleine Marina Vlichadia, die allerdings sehr weit entfernt an der Südküste der Insel um 2008 in Betrieb genommen wurde (Mehr: Klick) . Doch sie hat ein Problem, denn die Zufahrt versandet immer wieder. Zurzeit sind die Meldungen widersprüchlich: Die Charterfirma vor Ort berichtet auf Rückfrage vom 21.5., dass die Einfahrt versandet sei und nur noch etwa 1,5 Meter Tiefe habe.

Doch die Crew der Segelyacht "Ciganka" war vor knapp zwei Wochen dort und berichtet ganz anderes:
"Wir waren mit unser 13-Meter-Ketsch und einem Tiefgang von 1,8 Metern vor zwei Wochen in der Marina. Hatten keine Probleme mit der Einfahrt und Agieren in der Marina. Man muss im Päckchen liegen, aber das ist kein Problem. Alle waren hilfsbereit und das Rangieren wurde gemeinschaftlich geschafft. Es waren auch zwei Yachten mit einem Tiefgang von 2 Metern in der Marina. Die Einfahrt sollte mittig genommen werden und weiter von der Mitte etwas Steuerbord halten. Die Marina war nicht überfüllt, es war Platz für mind. 4-6 Boote. Die Kats sind dominant, fahren aber in der Frühe zu Tagesausflügen raus und kommen in der Regel so ca. 20 Uhr zurück. Die Fischerboote haben sich im kleinen Teil der marina aufgehalten. Auch fährt kurz nach der Marina ein Bus nach Fira. So hat man auch gleich eine halbe Rundfahrt."


Wer zentraler liegen will, besonders mit Übernachtung, hat es nicht so einfach. Der schlichte Pier direkt am Anleger vor der Treppe zur Altstadt hinauf ist rege frequentiert von den Beibooten der Kreuzfahrer und Ausflugsbooten. Es ist wenig Platz und der Schwell ist oft erheblich. Vor dem Ort sind einige große, schwere Festmacher-Tonnen festgemacht, die aber oft nicht von Yachten genutzt werden können, da große Schiffe daran liegen. Komfortabel ist der Platz obendrein nicht.

Zwei Lösungen haben wir ausprobiert und können sie als machbar empfehlen.

1. Der Platz an einer großen Metallboje in der Nordbucht am Fuße von Oia. Dort mit langer Leine festmachen und dazu eine Heckleine zum kleinen Pier-Fragment, dass neben dem größeren Teil liegt. Wichtig: der lange Pier daneben wird von einer Fähre angleuafen und muss frei bleiben. Auf dem Foto unten ist die Fähre nach dem Ablegen zu sehen. Es kommen meist weitere Schiffe längseits dazu, also Fender ausbringen! Der Platz ist bei Nordwinden sehr gut geschützt, bei Süd muss er sofort verlassen werden. Wir ließen das Boot dort auch länger allein. Die kleineren Bojen, die dort ausliegen sollen einer Charterfirma gehören, die Tagestouren mit Kats anbietet. Die Boote kommen spät abends von einem Sundowner-Tripp zurück.

2. In der Nordseite der Bucht von Nisis Thirasia. Dort sind kleinere Anlger, die von Ausflugsbooten und Fähren angelaufen werden. Nach etwa 17-18 Uhr kann man sich dort teilweise hinlegen, wenn man früh morgens wieder fährt, bevor die ersten Fähren kommen. Allerdings ist der Weg von dort mit dem Dinghi zum Hauptort weit.

Links: zwei Yachten mit Leine zur Festmachertonne vor Oia und Heckleine zum Pier Fragment. Die Fähre legt gerade ab

Die Ankerplätze östlich des kleinen Inselchens Kammeni im Zentrum des ehemaligen Kraters sind oft von lokalen Booten belegt, und der Grund ist extrem steinig.
Die Ankerplätze an der Südostspitze der Insel erreicht bei stärkerem Wind im Sommer fast immer auch ein Schwell, der unangenehm sein kann für ein Liegen über Nacht.


Blick über Oia, rechts der Platz an der Boje vor der Stadt

Der Platz im Norden bei Oja an der Tonne hat den Vorteil, dass der kleine Ort tatsächlich malerisch ist, dem Hauptort in Sachen Ambiente in nichts nachsteht. Ich persönlich finde ihn ehrlich gesagt sogar reizvoller. Der Sonnenuntergang an der Bar im Westen Oja mit Blick über die Windmühle (siehe Foto recht oben), gehört zum schönsten auf der ganzen Insel. Entsprechend voll wird es dort (...und teuer), also frühzeitig einen Platz sichern. Im Ort gibt es gute Moped- und Auto-Verleiher, die Tour zum Hauptort dauert keine Stunde und macht obendrein noch Spaß.

Eine Bitte: Ich würde mich sehr über Erfahrungsberichte von Skippern freuen, die alternative Plätze auf Santorin auspobiert haben, möglichst über Nacht! Ein Kommentar oder eine mail genügen.




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