Der Insider

Flüchtlinge im Östlichen Mittelmeer

03.11.2014

Auf einer Insel abgesetzte Migranten warten auf Rettung


Yacht-Charter-Skipper Wolfgang Kahl, der mit seiner Yavas Yavas seit einem Jahrzehnt an der türkischen Küste und in der griechischen Inselwelt unterwegs ist, traf vor Symi auf illegale Flüchtlinge. Er fragte griechische und türkische Behörden nach Verhaltens-Tipps.

Hier der Bericht von Wolfgang:
"Es gibt nicht viele Plätze, an denen Arbeitsalltag, Politik und die Krisen der Welt so gerne vergessen werden, wie an Bord einer Yacht. Der Wetterbericht für die kommenden Tage hat mehr Bedeutung als die Landtagswahl in Bayern, und die Entscheidung zwischen Badebucht oder Hafen erscheint uns wichtiger als die Situation im Ostchinesischen Meer.

Und doch holen uns auch an Bord die Weltpolitik, die Krisen im Nahen Osten ein. Wir laufen in einen griechischen Inselhafen ein und sehen die von der Coastguard beschlagnahmten Boote der Menschenschmuggler. Wir sehen am Büro der Hafenpolizei in die Gesichter der Menschen, die mit nichts außer Hoffnung aus ihren von Krieg und Gewalt bedrohten Heimatländern geflüchtet sind.

Waren es in der Vergangenheit vorwiegend Menschen aus Afghanistan, die vom türkischen Festland auf die vorgelagerten griechischen Inseln gebracht wurden, so hat sich die Situation in der Ostägäis grundlegend geändert. Fast täglich erreichen nachts Boote die Inseln des Dodekanes. Manchmal in kleinen Schlauchbooten, oft auch von kriminellen Menschenschmugglern in Yachten und Motorseglern transportiert, versuchen die verzweifelten Flüchtlinge Griechenland zu erreichen.


Mit ihrer Zahl wächst auch die Sorge und Verunsicherung mancher Segler. Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir auf See ein Flüchtlingsboot sichten? Sollen wir helfen? Dürfen wir es? Und welches Risiko trägt der verantwortliche Skipper?

Recherchen bei den Behörden in der Türkei und in Griechenland wurden uns folgende Verhaltensregeln bei der Sichtung von Flüchtlingen mitgeteilt. Demnach gilt für türkische und griechische Seegebiete:

1. Personen nur an Bord nehmen, wenn sie in Lebensgefahr sind. Es besteht die Möglichkeit, dass sich bewaffnete Menschenschmuggler unter den Flüchtlingen befinden. Der Skipper würde sich und seine Crew in Gefahr bringen.
2. Die zuständige Coastguard über Funk, Kanal 16, benachrichtigen und die exakte Position sowie die Anzahl der Flüchtlinge durchgeben.
3. In der Nähe des Flüchtlingsbootes bleiben, bis die Coastguard eintrifft und die Menschen an Bord nimmt.
4. Die Coastguard kann auch per Telefon – ohne Ortsvorwahl – erreicht werden. In griechischem Seegebiet 0030/108, in türkischem Seegebiet 0090/158. Unter beiden Rufnummern melden sich englischsprachige Ansprechpartner.
5. Wer beobachtet, dass Flüchtlinge an Land gebracht oder auf Schiffe verbracht werden, benachrichtigt in der Türkei die Jandarma (0090/156) und in Griechenland die Polizei (0030/100).

Es bleibt zu hoffen, dass sich Wege finden, die eine Flucht von Menschen aus Ihrer Heimat nicht notwendig werden lassen. Wir als Segler können nichts an den Verhältnissen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ändern, aber es ist für uns selbstverständlich, Menschen in Seenot zu helfen."



Aufgebrachte Gulet im Hafen von Symi

Noch eine Anmerkung des "Insiders" zu Wolfgangs Bericht:
Schon seit einer ganzen Reihe von Jahren gehört das Flüchtlingsproblem zum Revier. Die Türkei ist nun einmal EU-Außengrenze und ist damit für Schlepperbanden und Flüchtlinge attraktiv. Schon seit gut sechs Jahren sind auch wir bei diversen Törns Flüchtlingen begegnet, unter anderem auf Symi und Agathonisi. Fakten zum Problem liefern die Berichte der EU Behörde FRONTEX, die seit Jahren Beamte aus ganz Europa im Revier für Grenzpatrouillen einsetzt:

- Im Vergleich zu 2013 stiegen die Flüchtlingszahlen in der östlichen Ägäis 2014 bis jetzt schon etwa um das Doppelte auf fast 10.000 Personen.
- Hauptziele der Flüchtlingskonvois sind Samos, Lesbos und Chios.
- Der starke Anstieg ist auch darauf zurück zu führen, dass die Landgrenze zwischen der Türkei und Griechenland seit zwei Jahren deutlich besser überwacht wird.

PS. Während wir diesen Bericht online stellen erreicht uns eine neue Katastrophen-Meldung aus dem Norden bei Istanbul, wo heute Nacht (3.11.) ein mit 40 Migranten beladenes Boot auf dem Kurs nach Rumänien untergegangen ist: klick

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