Der Insider
In der meistbefahrenen Wasserstraße der Welt kracht es immer mal wieder
zum letzten Mal im Mai 2009



Der Bosporus ( türk. Karadeniz Bogazi = "Schlund des Schwarzen Meeres") verbindet das Schwarze Meer mit dem Marmarameer und teilt die Stadt Istanbul in einen europäischen und einen asiatischen Teil. Die gewundene Wasserstraße ist ca. 30 km lang und an der schmalsten Stelle 700 m breit - an der breitesten bis zu 2,5 Kilometer. In der Mitte gibt es Tiefen zwischen 36 und 124 m (bei Bebek). Zwei Strömungen fließen sind gegenläufig: an der Oberfläche vom Schwarzen Meer ins Marmarameer - Grund sind die großen Flüsse, die ins Schwarze Meer münden und zu einem Wasserüberschuss führen, der ablaufen muss, und eine Gegenströmung in umgekehrte Richtung in etwa 40 m Tiefe, was mit dem unterschiedlichen Salzgehalt beider Meere zu tun hat (Mittelmeer: 3,6–3,9 Gewichtsprozent, Schwarzes Meer: 1,7–1,8). Die Oberströmung ist nachmittags stärker als vormittags; nur bei starkem Südwestwind kann sich die Oberströmung vorübergehend umkehren und nach Norden ins Schwarze Meer zurück fließen.

Unfallstelle Yeniköy - hier kam es zur Strandung im Mai 09, Ursache Maschinenschaden


Meeresströmung und Dunkelheit sind die Hauptursache für Havarien in dem engen Kanal, der eher einem Fluss ähnelt. Unfallschwerpunkte sind die beiden Stellen, an denen die Schiffe eine scharfe Kurve fahren müssen (80° bei Yeniköy, 70° bei Umuryeri) – in der 2 km langen, engsten Stelle des Bosporus. Insgesamt müssen die Schiffe bei der Passage des Bosporus 12-mal den Kurs ändern. Am engsten Punkt (Kandilli, 700 m eng) muss der Kurs um 45° geändert werden, die Strömung kann hier 7 bis 8 Knoten betragen. Wegen der starken Kursänderungen in dem engen Gewässer ist der Blick auf die Fahrrinne versperrt und somit der entgegenkommende Schiffsverkehr nicht einzusehen. So ist bei dem kilometerlangen Bremsweg der heutigen großen Tanker ein vorausschauendes Fahren auf Sicht unmöglich.

Hinzu kommt ein reger Fährverkehr zwischen europäischer und asiatischer Seite der Millionenstadt Istanbul, der die Fahrrinne kreuzt.

Bei den meisten Unfällen haben die Schiffe ihre Manövrierfähigkeit verloren, während sie mit der Strömung fuhren und durch scharfe Kurven manövrieren mussten. Bei den Unfällen, die sich während der Nacht ereigneten, gab es im Durchschnitt doppelt so viel Opfer wie bei Unfällen am Tag.

Von 1953 bis 2002 geschahen 461 Schiffsunfälle, die meisten davon Zusammenstöße. Die größte Katastrophe ereignete sich 1994, als der griechisch-zypriotische Tanker NASSIA auf dem Weg von Russland nach Italien mit 56.000 t Rohöl an Bord mit einem Frachter kollidierte. 20.000 Tonnen Rohöl liefen in den Bosporus, wo es fünf Tage lang brannte und 30 Menschen starben. Der Bosporus musste gesperrt werden, über 200 Schiffe stauten sich, die Umweltschäden waren gewaltig.

Als Folge wurde 1994 das Traffic Separation Scheme (TSS, dt: Betriebsverfahren zur Verkehrstrennung), wodurch die Anzahl der Kollisionen schlagartig sank. Es gab danach "nur" noch 82 Zwischenfälle - meistens Strandungen und Grundberührungen.Das Traffic Separation Scheme definiert eine durch Koordinaten genau festgelegte Trennlinie (traffic separation line) zwischen dem nordwärts bzw. südwärts gerichteten Verkehr. Nicht alle Schiffe erfüllen jedoch die Kriterien zur TSS, weil Schiffstyp, Größe und Manövrierverhalten einschränken.



Türkische Schiffe mit einer Länge von über 150 m sollen für die Durchfahrt des Bosporus einen Lotsen an Bord nehmen. Für den übrigen Transit-Schiffsverkehr besteht keine Lotsenpflicht, wird aber von den türkischen Behörden stark empfohlen. Schiffe mit Lotsen an Bord haben Vorrang bei der Einfahrt in den Bosporus.

Zwischen 17:30 Uhr und 7:30 (Nacht) Uhr wird nur einem Schiff mit einer Gesamtlänge über 250 m die Bosporusdurchfahrt genehmigt (in der Reihenfolge der Ankunft an der Bosporuseinfahrt). Tankern wird in dieser Zeit die Durchfahrt nur gestattet, wenn sie in Begleitung eines Schleppers fahren. Ansonsten müssen sie bis zum Anbruch des nächsten Tageslichtes warten.
Schiffen mit einer Gesamtlänge über 200 m bzw. einem Tiefgang über 15 m wird die Durchfahrt während des Tages empfohlen.

Für Schiffe mit gefährlichen Gütern ist die Durchfahrt an einigen Stellen gesperrt, solange sich gleichzeitig ein Schiff mit ähnlichen gefährlichen Gütern im Gegenverkehr befindet.

Bei Sichten unter 2 NM muss das Schiffsradar eingeschaltet sein. Bei Sichtweiten unter 1 NM dürfen Schiffe mit gefährlichen Gütern und große Schiffe nicht in den Bosporus einfahren. Bei Sichten unter 0,5 NM wird der Verkehr in beide Richtungen eingestellt.

Die normale Geschwindigkeit darf 10 Knoten nicht übersteigen, außer wenn es zum Zwecke einer ausreichenden Steuerung erforderlich ist – nach vorheriger Genehmigung. Der Abstand zum vorausfahrenden Schiff darf 1600 yards nicht unterschreiten. Vor einer Verringerung der eigenen Geschwindigkeit sind die nachfolgenden Schiffe zu informieren.

Quelle: Wikipedia

Bilder vom Segeltörn nach Istanbul mit der ONEWAY 2008: klick

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