Der Insider
Marina-Preise in Griechenland
18.06.2015



Seit Wochen bestimmen die Schlagzeilen um das klamme Griechenland die Medien. Angesichts der bislang kostenlosen oder sehr günstigen Häfen im Land fragten sich Segler, wie lange dass wohl noch so bleiben würde, oder ob die neue griechische Regierung die Häfen als Einnahmequelle entdeckt. Skipper Jörg Graf ist seit Saisonbeginn im Dodekanes unterwegs, der „Insider“ war gerade zwei Wochen im Ionischen Meer unterwegs. Hier die Erfahrungen in Sachen Hafengeld, zunächst von Jörg Graff:

„Wie auch in den vergangenen Jahren herrscht bei den örtlichen Hafenbehörden auch in diesem Jahr ein wildes Durcheinander und auch Willkür bei den Gebühren. Standardtarif (für Kommunale nleger, d. Red)für mein 34-Fuß-Schiff war in den letzten Jahren immer so um die 5,50 Euro pro Nacht, aber das galt und gilt nicht überall. Einige Beispiele:

Inoussa: Der Standardtarif wurde großzügig nur einmal erhoben, obwohl ich zwei Nächte dort lag. Sehr nett.
Evdilos: Angeblich neue Regelung: Eine Nacht kostet jetzt zwei Tage (= Ankunfts- plus Abfahrtstag). In diesem Jahr waren das 14,50 Euro für eine Nacht. Unverschämt, letztes Jahr galt dort noch der Standardtarif.

Fourni: War im letzten Jahr noch der Spitzenreiter mit 9,50 Euro pro Nacht, dieses Jahr war alles ganz anders. Der Hafenkapitän kam zu den Booten und schrieb alle wichtigen Daten in eine Kladde und das war's, keine Gebühren und kein Weg zum Büro. Extrem kundenfreundlich.

Patmos: Am Yachtkai gibt es jetzt einen Kiosk, in dem eine freundliche Dame sitzt und die Gebühren kassiert: kurzer Weg, einfache Prozedur und Standardtarif. Völlig in Ordnung.
Generell sind die Behörden selbst recht unsicher, was nun gerade an Gebühren angesagt ist. Beim Einklarieren in Chios fragte mich die (offensichtlich neue) Zollbeamtin, ob ich hier schon mal beim Einklarieren Gebühren gezahlt hätte. Das konnte ich wahrheitsgemäß verneinen (Zollgebühren hatte ich vor Jahren nur in Pythagorion und Kos bezahlen müssen) und musste dann auch nichts bezahlen, nur die üblichen 15 Euro beim Hafenmeister.“


Im Ionischen Meer kann auch keine Rede von einer Preis-Rally bei den Hafengebühren sein. Kassiert wurde bei unserem Törn überhaupt nur in einem Hafen, nämlich dem von Efimia. Dort hat die Gemeinde aber mittlerweile seit einigen Jahren einen Hafenmeister angestellt, der beim Anlegen tatsächlich hilft, eine Info-Broschüre überreicht und Strom und Wasseranschlüsse gibt es auch. Für sein Boot zahlt man einen Euro pro Meter Bootslänge, Wasser kostet 4, Strom 3 Euro pro Tag. Angemessen.
In Zakynthos wurden knapp 20 Euro für ein 45 Fuß Schiff an der Mole kassiert, ein Grieche, der zwar nicht erkennbar Hafenmeister war, half beim Anlegen mit den Leinen.

In Sami, Phiskardo, Kalamos, Kastos, lag man dafür ganz ohne Liegegebühren, wie eigentlich fast immer. Die früher dort gelegentlich anzutreffenden Hafenmeister waren weit und breit nicht zu sehen. In Spartochorion (Porto Spilla) liegt man umsonst, wenn man abends im Restaurant des gleichnamigen Restaurants am Steg isst.

Frisch mitgebracht aus dem Ionischen Meer noch ein paar aktuelle Marina-Preise alle (inkl. MWST):
Gouvia Marina Korfu
Bis 10,5 -Meter: 48 Euro/Nacht
Bis 12,5 Meter: 59 Euro/Nacht
Bis 14,5 Meter: 70 Euro/Nacht
 
Lefkas Marina
Bis 10,5 Meter: 44 Euro/Nacht
Bis 12,5 meter: 55 Euro/Nacht
Bis 14,5 Meter 69 Euro/Nacht
 
Kalmata (Peloponnes)
Bis 10,5 Meter: 27 Euro/Nacht
Bis 12,5 Meter: 36 Euro/Nacht
Bis 14,5 Meter 43 Euro/Nacht

Die zweite Nachricht kommt aus Athen: Dort trafen sich im Mai die Vertreter einiger Mittelmeerländer zu einer Konferenz zur Entwicklung des Marine-Sektors. Mit auf der Agenda: Der italienische Marina-Verband Asso Marinas berichtete den griechischen Veranstaltern und Behörden-Vertretern von den Konjunktur-Einbrüchen, die dort erfolgten, als die Italienische Regierung 2012 eine Steuer auf private Yachten ab 10 Meter einführte. Rund 30.000 Boote sind in der Folge dort abgewandert, die Marinas erlitten Einbrüche im zweistelligen Bereich, die Regierung nahm die Steuer nach zwei Jahren eilig wieder zurück. Man darf hoffen, dass die griechischen Regierungsvertreter gut zugehört haben.....


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