Der Insider
Was ist das für ein Riesenfisch?
17.04.2015



Beat R. hatte beim Segeln im Golf von Fethiye eine ungewöhnliche Begegnung: "Etwa eine Viertelstunde hat mich im Golf bei Göcek mit etwa 5 Knoten Fahrt dieser Fisch verfolgt. Er war mindestens zwei Meter lang. Ist das ein Hai?" Das war die Frage des Lesers. Wir baten Sylvia Frey, Biologin des schweizer Umweltverbandes OceanCare um Hilfe bei der Identifizierung..

Die Schweizerin kenne ich von der Arbeit bei der YACHT, sie half schon öfter bei Delphin- und Walsichtungen im Mittelmeer die Tierart herauszufinden. Aufgrund von Fotos ist es oft möglich, die genaue Art zu identifizieren, die Segler unterwegs getroffen haben. Vorausgesetzt das Foto ist gut genug. Die Biologen von Ocean Care freuen sich sogar über solche Bilder, wenn sie mit exakten Datum und Ort versehen sind, können so Rückschlüsse auf die regionale Verbreitung von unterschiedlichen Arten gezogen werden. Nur so können auch wirksame regionale Schutzkonzepte für Meeresgebiete entwickelt werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Forschung der Biologen im Ionischen Meer. Dort gibt es seit Jahrzehnten zwei recht otstreue Delphingruppen. Eine im Ambrakischen Golf und  eine rund um die Insel Kalamos. Seit Jahren beobachten die Umweltschützer die beiden Populationen und konnten zum Beispiel feststellen, dass die Gruppe im Ambrakischen Golf unter starken Hautschäden leidet. Sie werden durch die Umweltverschmutzung der Landwirtschaft  und von den anliegenden Städten ausgelöst. In dem sehr abgeschlossenen Golf mit nur einer engen Zufahrt und wenig Wasseraustausch ist das ein zunehmendes Problem, das die Forscher durch Lobbyarbeit anzugehen versuchen.

Erfolgreich waren Delphinschützer mit griechisch-italienischer Unterstützung schon vor Kalamos. Dort waren vor einigen Jahren die regelmässig gesichteten Delphine plötzlich verschwunden. Recherchen vor Ort ergaben, dass die Fischer in den Gewässern um die Inseln seit Jahren mit zu kleinen Netzen die sonst sehr fischreiche Region fast leer gefischt hatten. Somit fanden auch die Delphine nichts mehr zu fressen. Nach langen Gesprächen von Umweltschützern mit vielen der regional ansässigen Fischer stiegen diese auf Netze mit größeren Maschen um. Innerhalb weniger Jahre erholten sich die Fischbestände und mittlerweile sind auch die Delphine wieder nach Kalamos zurückgekehrt. Und auch die Fischer sind glücklich, denn jetzt fangen sie wieder mehr.

Doch nun die Lösung des Riesenfisch-Rätsels von Sylvia Frey:

"Beim Tier, das der Leser fotografiert hat, handelt es sich aus meiner Sicht eindeutig um einen Atlantischen Blauflossen Thunfisch (Thunnus thynnus) oder auch Roter Thunfisch genannt. Es handelt sich um den „König“ der Thunfische in Bezug auf Grösse und Gewicht. Leider wurde diesem Fisch durch die Fischerei sehr zugesetzt, insbesondere im Mittelmeer, wo sich die östliche atlantische Population fortpflanzt. Der Blauflossen Thunfisch ist vor allem in Japan sehr begehrt, da er im Sushi und Sashimi verarbeitet wird. Es werden zuweilen riesige Beträge für grosse Tiere bezahlt. Blauflossen Thunfische werden im Mittelmeer vielerorts in Fischfarmen gemästet (nicht gezüchtet, da Thunfische nicht gezüchtet werden können bis heute). Das heißt, die Tiere werden wild gefangen und dann in Fischfarmen gemästet und geschlachtet. Die Art wurde im Mittelmeer praktisch ausgerottet und wird in der Roten Liste der IUCN als gefährdet gelistet."

Mehr Infos zum Schutz von Walen und Delphinen auf der Webseite von OceanCare und im Jahresbericht der Organisation oder: https://assets.oceancare.org/downloads/701502_oc_geschaeftsber_2014_einzelseiten.pdf



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